Südafrika Partnerschaftsgruppe
„Wir verstehen uns als Teil der weltweiten Kirche.“
Unsere Partnerschaft zur Moravian Church im District Overberg in Südafrika
Die Johannesgemeinde versteht sich als offene Kirche. Damit ist nicht nur die Kirchentür gemeint, sondern vielmehr auch unser christlich bestimmter Blick nach außen: In unsere Stadt, unser Land und auch darüber hinaus. „Wir verstehen uns als Teil der weltweiten Kirche“, so haben wir es in unserer Zielvereinbarung zur Visitation 2018 festgehalten und dabei unsere Offenheit für neue, interkulturelle Elemente in unserem Gemeindeleben bekundet. Noch im selben Jahr erfuhren wir über das Partnerschaftsnetzwerk der Badischen Landeskirche, die Evangelische Mission in Solidarität (ems), dass die dort ebenfalls angegliederte Moravian Church in Südafrika (MCSA) einen Kontakt zu einer Partnergemeinde sucht – und zwar für deren Bezirk Overberg. Wir erlebten dann bereits im November einen Besuch von deren Kirchenpräsidenten Godfrey Cunningham in unserem Gottesdienst.
Vorstellung unserer Partnerschaft mit der Moravian Church in Südafrika (MCSA)
Historie MCSA
Im Jahr 1737 eröffnete Georg Schmidt aus Herrnhut die erste christliche Missionarsstation in Südafrika. 1792 wurde in Genadendal von Herrnhutern die erste Moravian Church Gemeinde gegründet. Die Herrnhuter Brüder-Unität (Moravian Church) hat heute mehr als 1 Mio. Mitglieder weltweit. Sie entwickelte sich im Jahr 1457 aus der böhmischen Reformation und ist stark vom Calvinismus und dem lutherischen Protestantismus geprägt.
Die Herrnhuter Brüdergemeine ist überkonfessionell und in Deutschland der evangelischen Kirche (EKD) angegliedert. Die ehemaligen „Missionskirchen“ in vielen Teilen der Welt haben sich mit den früheren deutschen Missionsgesellschaften zu Partnerorganisationen zusammengeschlossen, „auf Augenhöhe“. In diesem Fall ist es die Evangelische Mission in Solidarität: https://www.ems-online.org
Unser Partner, die MCSA im Bezirk Overberg
Die Johannesgemeinde Ettlingen hat seit 2019 eine Partnerschaft in der Provinz Westkap im Bezirk Overberg mit den folgenden vier Gemeinden: Elim, Genadendal, Groenland und Hemel-en-Aarde. Diese Gemeinden vereinen zusammen rund 3500 Gemeindeglieder auf sich. Der Präsident der MCSA ist Godfrey Cunningham, seine Frau Lesinda ist Pfarrerin und leitet u.a. auch das Elim Home. Beide waren bereits bei uns in Ettlingen zu Gast. Die MCSA engagiert sich stark in der Jugendarbeit. Erfreulich zu sehen, dass gerade in dieser schweren Zeit ein starker Zulauf junger Menschen zu verzeichnen ist. Ferner spielt Musik etwa in Form von Chören oder Posaunenchören eine große Rolle im Gemeindeleben.
Diakonische Arbeit der Moravian Church of South Africa
Das Elim Home ist eine Einrichtung für farbige Kinder und Jugendliche mit schweren geistigen und körperlichen Behinderungen. Die Kinder werden dort gefördert und finden zugleich auch einen Platz zum Leben. Gegründet wurde es 1963 in der Ortschaft Elim und ist eine der sehr wenigen Zentren dieser Art in der Westkap-Region in Südafrika. Es steht unter der Leitung von Lesinda Cunningham.
Begegnung im Rahmen der Vollversammlung
Es war eine besondere Woche mit drei Gästen aus unserer Partnergemeinde Overberg in Südafrika: Lesinda und Godfrey Cunningham sowie Michelle Peters nahmen an der Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe teil und waren in Ettlingen untergebracht. Es gab viele Begegnungen – beim Gottesdienst, bei dem Godfrey Cunningham die Predigt hielt, im Seniorenkreis, im Hospiz und an vielen anderen Orten. Da die Moravian-Church (Brüdergemeine) in Elim/Südafrika ein großes Heim für behinderte Kinder betreibt, gab es auch einen Besuch bei der HWK-Behinderteneinrichtung und einen Austausch über die Arbeit in Deutschland und Südafrika.
Wer sich für die beeindruckende Arbeit in Elim näher interessiert: www.ems-online.org/unterstuetzen/suedafrika-elim-hom
Besuch der Johannesgemeinde in Overberg 2023
Die Johannesgemeinde Ettlingen und die Moravian Church im Kirchenbezirk Overberg in Südafrika verbindet seit 2019 eine Partnerschaft. Aufgrund der Distanz und der Pandemie konnten die gemeinsamen Begegnungen und Besprechungen zunächst nur Online stattfinden.
Dennoch teilten wir Gottesdienste, sendeten uns gegenseitig bedeutende Ereignisse des Kirchenjahres und vertieften die Verantwortung als Christen. Im Anschluss an die Vollversammlung des Ökumenisches Rates der Kirchen 2022 in Karlsruhe konnten wir eine Woche mit viel Programm mit unseren Gästen hier verbringen. Wie wichtig und segensreich der persönliche Kontakt ist, stellten wir damals schon fest und es zeigte sich auch nun wieder auf unserer intensiven und eindrucksvollen Reise.
Neun Mitglieder der Partnerschaftsgruppe machten sich am Freitag, 06.10.2023 auf die Reise. Jeder war bereit, sämtliche Kosten der Reise selbst zu tragen und alle Mühen einer anstrengenden Reise auf sich zu nehmen. Galt doch unser Partnerschaftsziel, die Verbindung zu Christen in Südafrika zu intensivieren, mit dem Bestreben, Glauben gemeinsam zu leben und sich als Kirche Christi miteinander auf den Weg zu machen. Und dies durften wir täglich erleben! Schon bei der ersten herzlichen Willkommensfeier am Abend der Ankunft in der Kirche in Hawston spürten wir: „Wir sind eine Familie!“. Mit welcher Freude wurden wir empfangen, begrüßt, besungen, bewirtet und konnten die ersten Kontakte aufnehmen. Einige Personen des Welcome-Teams begleiteten uns während unseres Aufenthaltes immer wieder. Unsere Müdigkeit der langen Reise war bald verflogen. Hier wie in allen anderen Treffen spürten wir die tiefe Freude über den Besuch von weither, die Freude darüber, als Christen in Südafrika nicht vergessen zu sein, sondern „gesehen zu werden“.
Die diesjährige Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ stand auch im Mittelpunkt unserer inhaltlichen Arbeit und der Gottesdienste.
In den nächsten Tagen durften wir vieles sehen und kennenlernen. Wir besuchten Einrichtungen, für die sich Pfarrer Godfrey Cunningham stark einsetzt und die die Ärmsten der Armen unterstützen. So wurden wir eingeführt in eine Tagesbetreuung für Senioren und Kranke; in eine Station für medizinische und soziale Unterweisung und Hilfe der Bedürftigen; in eine Einrichtung, in der junge Menschen nach Schulabschluss ein soziales Jahr machen und Kindern in umliegenden Dörfern bei familiären und schulischen Problemen helfen.Und jedes Mal fiel uns das unglaubliche Engagement nicht nur der Leitungen der Einrichtungen auf, sondern auch – Frauen mit Power!
Einige der 14 Kirchengemeinden im weiten Kirchenbezirk Overberg mit insgesamt 3547 Gemeindemitgliedern konnten wir besuchen. Hier liegt Elim Home, die erste Ganztageseinrichtung zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit geistigen und körperlichen Behinderungen und der Anlass unserer Reise im Oktober, denn Elim Home feierte sein 60. Jubiläum.
Wir lernten die Außenstationen von Elim Home kennen, in denen behinderte Kinder und Jugendliche aufgenommen und bestens betreut werden. Lesinda Cunningham, Leiterin des Elim Home, hat mit ihrem Glauben und ihrer Power enormes geleistet! Es blieb nicht aus, dass wir viel mit dem Kleinbus durch den großen Bezirk gefahren wurden. Auf diesen Strecken sahen wir Elend und Schönheit nahe beieinander.
Ein ausführlicher Besuch galt Genadendal, der ältesten Missionsstation des Landes, die 1738 von Georg Schmidt von der Herrenhuter Brüdergemeinde gegründet wurde. Sein Ziel war es, die indigenen Khoikhoi nicht nur in den christlichen Glauben einzuführen, sondern sie zu bilden und ihnen mittels der Bibel Lesen und Schreiben zu vermitteln. Es gelang ihm, aber er machte sich damit bei den weißen Landbesitzern unbeliebt und wurde nach sieben Jahren des Landes verwiesen. Aber Georg Schmidt hatte den Samen für Bildung gelegt.
Der erste Kindergarten in Südafrika entstand in Genadendal im Jahr 1830. Zudem wurde eine Lehrerbildungsstätte gegründet. Im denkmalgeschützten Genadendal beeindruckte uns die große Kirche, die am Sonntag auch von weit angereisten Gottesdienstbesuchern sehr gut besucht war.
„Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern“ so Nelson Mandela-, der bei einem Besuch in diesem historisch wichtigen Ort 1994 darum bat, seinen Präsidentensitz in Genadendal umbenennen zu dürfen.
Beschäftigt hat uns der Besuch von Robben Island, wo Nelson Mandela fast 20 Jahre in Haft war.
Zu einem eintägigen Workshop trafen sich die Partnerschaftsgruppen, um gemeinsam zu reflektieren und die weiteren Ziele zu definieren:Der Glaube bringt uns zusammen; die Partnerschaft macht uns stark; wir lernen voneinander und arbeiten miteinander; wir teilen unsere Werte; wir wollen die Jugend verbinden; in Gruppen wollen wir die Bibel teilen.
Die letzten Tage vor unserer Rückreise waren geprägt von den Feierlichkeiten anlässlich des 60-jährigen Jubiläum des Elim Home. Hierzu kamen viele Gäste von weither angereist, alle um DANKE zu sagen, für ein Heim, das die Not der behinderten Menschen sieht und ihnen ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Auch wir haben große Hochachtung für diese Leistung, die alle Mitarbeiter täglich erbringen.
Den Abschluss bildete am Sonntag, 15.10. der Festgottesdienst in der großen Kirche in Elim, an dem Anne Heitmann die Predigt hielt. Nach dem Mittagessen im Heim wurden wir in unsere Unterkunft nach Gansbaai gefahren. Es blieb noch kurz Zeit, um bei einem Spaziergang am Strand sich ein wenig auszulüften und die vielen Eindrücke etwas zu sortieren. Die herrliche Bucht entspannte, zudem zu dieser Zeit sich die Wale dort aufhielten, um ihre Kinder zu gebären, zu säugen und in das Leben einzuweisen. Dies können wir auf unsere Partnerschaft übertragen.
Nun gilt es, die Partnerschaft weiterhin zu nähren und in unser Leben zu integrieren. Mit großem Interesse haben wir viele Facetten des Lebens in Südafrika aufgenommen und abendlich reflektiert.
Dankbar sind wir für die Begegnungen, Erlebnisse, für eine behütete Reise und den Segen Gottes, der uns alle begleitete.
Text: Sabine Ruckteschler-Habermann,
Bilder: Südafrikagruppe Johannesgemeinde Ettlingen
Gottesdienst in Elim
Jugend in Elim
Himmel in Aarde