Kirchen-FAQ
Wieso ist Kirche gerade heutzutage so wichtig?
Zurzeit hat die Kirche einen schlechten Ruf. Viele treten aus oder überlegen sich den Austritt – auch in unserer Gemeinde. Dies gibt Anlass für zahlreiche Diskussionen. Viele sind erschüttert über die Verbrechen, die an Kindern begangen wurden – und deren Verheimlichung und die Strukturen, die das möglich machen. Mir als Pfarrer geht es auch so – manches will man sich gar nicht näher vorstellen.
Dies alles betrifft ja nicht nur die katholische Kirche. Auch bei uns Evangelischen ist Missbrauch ein Thema. Trotzdem bin ich manchmal wütend, wenn „Kirche“ ohne Differenzierung dunkel gemalt wird. Ich denke an die vielen Gemeindemitglieder, die versuchen, die Nächstenliebe in der Nachfolge Jesu zu leben – in aller Unvollkommenheit. An so viele von uns, die wir viel Kraft einsetzen – ich empfinde es als ungerecht, wenn das alles mit ausgekippt wird, wenn die Leute scharenweise aus den Kirchen austreten.
Was habe ich davon, Kirchensteuer zu zahlen?
Beispiel Kirchengebäude
Die Kirchen(gebäude) sind markant für die Ettlinger Silhouette. Sie prägen das Stadtbild. Je weniger Leute Mitglieder in der Kirche sind, desto weniger werden unsere Kirchengebäude gehalten werden können. Es wäre ein enormer Verlust nicht nur an Gottesdiensträumen und Räumen der Stille, sondern auch an unserem kulturellen Erbe und auch für das Stadtbild von Ettlingen.
Beispiel Seelsorge
Wie wichtig ist es, Menschen in Krisen beizustehen – von Geburt an bis hin zu Trauer und Tod. Mit einer Botschaft, die über dieses Leben hinausreicht.
Beispiel Einsatz für die Schwachen:
Wie segensreich sind die Organisationen von Caritas und Diakonie! Ich denke hier in Ettlingen an das Hospiz oder an den Tafelladen oder an die Beratungsangebote. Es braucht Menschen und Organisationen, die sich für die Bedürftigen einsetzen – politisch und ganz konkret vor Ort. Wie viel ärmer wäre die Ettlinger Gesellschaft, wenn sie das nicht mehr hätte!
Beispiel Kinder- und Jugendarbeit
Wir orientieren uns an den Lebensbedingungen und den Lebenswelten junger Menschen in der Gemeinde, übergemeindlich, in der Schule und im gesellschaftlichen Umfeld und nehmen Kinder und Jugendliche mit ihren Bedürfnissen, Wünschen und Fragen ernst. Wir geben das Evangelium weiter, machen Glauben erfahrbar, üben ihn ein und leben ihn. Kinder und Jugendliche bringen ihre Ideen und Visionen ein, erfahren Hilfen bei Sinnfindung und Orientierung und entwickeln eigene Werte.
Beispiel Religionsunterricht:
Wertevermittlung. Wie wichtig ist es, Kindern Werte mitzugeben, darüber ins Gespräch zu kommen, ihnen einen „Schatz fürs Leben“ mitzugeben. Werte, die unsere Gesellschaft prägen, wie bspw. die „Zehn Gebote“. Zugleich ist der Religionsunterricht ein Ort, um für die Kinder seelsorgerlicher Ansprechpartner zu sein. Für viele Eltern ist es nicht leicht, über Glaubensthemen mit Kindern zu sprechen. Es ist deshalb eine Hilfe, wenn die Kirche das mit übernimmt. Wie sonst werden Religion, Werte und das Wissen um unsere kulturellen Wurzeln in die nächsten Generationen weitergegeben?
Dies alles ist ein Plädoyer, in der Kirche zu bleiben – trotz all der Schwächen, die sie hat. Wir in der Kirche sind allesamt keine Heiligen, sondern Menschen mit Stärken und Fehlern, die aus der Gnade Gottes leben und die versuchen, sich für das Gute und das Evangelium einzusetzen.
Andreas Heitmann
Wofür wird meine Kirchensteuer verwendet?
Alle Informationen rund um das Thema Kirchensteuer finden Sie über den folgenden Link:
Kirchensteuer wirkt! Erstaunlich. Erlebbar. Evangelisch. (kirchensteuer-wirkt.de)
Eine Übersicht finden Sie in den folgenden Dokumenten: „Was sie uns anvertrauen“ und „Kirchensteuer, Staatsleistungen und Besitztümer“
Kirchenfinanzinfo EkibaPrävention gegen sexualisierte Gewalt
Die Problematik von sexualisierter Gewalt prägt an vielen Stellen das öffentliche Bild von Kirche. Wir haben hier als Landeskirche in den zurückliegenden 12 Jahren einen Lernweg zurückgelegt. Einiges wurde erreicht, dennoch haben wir noch Vieles vor uns, um zu einem betroffenengerechten und -sensiblen Umgang mit sexualisierter Gewalt zu kommen.
Es ist besonders schmerzhaft, wenn Menschen innerhalb unserer Gemeinschaft anderen Menschen derart tiefgreifende Wunden zufügen, die oft ein Leben lang nicht heilen – und das in einem Umfeld, in dem sich – so unser Anspruch – alle sicher fühlen sollten.
Alle-Achtung Schulung
Ziel all unserer Arbeit ist es, Kinder, Jugendliche und Erwachsene vor sexualisierter Gewalt zu bewahren. Hierfür ist es zentral, durch Schulungen ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitenden in Gemeinden, in Jugendwerken, im schulischen Kontext, in der Seelsorge, in der Bildungsarbeit und in anderen Arbeitsfeldern zu sensibilisieren.
Durch die Präventionsarbeit möchten wir:
- eine Haltung entwickeln auf dem Weg zu einer Kultur der Achtsamkeit,
- unseren Blick schärfen für einen grenzachtenden Umgang untereinander,
- die Aufmerksamkeit richten auf unseren Auftrag, Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu schützen,
- dafür Sorge tragen, dass in unseren Arbeitszusammenhängen keine Gewalt passieren kann und mögliche Übergriffe fachlich korrekt und unmittelbar aufgedeckt und bearbeitet werden.
Inhalt und zeitlicher Umfang der Präventionsschulungen richten sich nach dem kirchlichen Arbeitsfeld. Im Rahmen der Schulung wird von den Mitarbeitenden eine Verpflichtungserklärung unterschrieben.
Inhalt der Schulungen
In den Alle Achtung Schulungen werden unter anderem folgende Themenbausteine behandelt:
- Definition sexualisierte Gewalt
- Rechte von Kindern, Jugendlichen und schutzbefohlenen Erwachsenen
- Kultur der Achtsamkeit und Grenzachtung: Eigene Grenzen und die der anderen wahrnehmen und achten
- Verhaltensstandards
- Sexualisierte Gewalt im digitalen Raum
- Täter*innenstrategien
- Beschwerdemanagement
- Handlungspläne bei Grenzverletzungen und Übergriffen
- Beratung und Unterstützung
- Verpflichtungserklärung
Wohin können sich Betroffene von sexualisierter Gewalt wenden?
So verschieden die Erfahrungen sind, die Betroffene von sexualisierter Gewalt gemacht haben, so unterschiedlich sind die Bedürfnisse nach Kontaktaufnahme. Dem tragen wir mit unterschiedlichen Kanälen der Kontaktmöglichkeiten Rechnung.
Vertrauenstelefon
Seit 2010 ist das Vertrauenstelefon etabliert, über das anonym Kontakt aufgenommen werden kann, von einem Erstkontakt bis hin zu längerer Begleitung. Das Vertrauenstelefon wird von Dr. Wiebke Müller, Diplom‐Pädagogin und systemische Supervisorin (SG/DGfP) betreut. Wiebke Müller verfügt über langjährige Erfahrung in der Begleitung und Beratung von Menschen in Krisen. Sie ist vertraut, damit Menschen mit Traumaerfahrungen und -folgen einfühlsam und professionell zu beraten. Ausgebildet ist sie u.a. auch in der personenzentrierten Gesprächsführung und in feministischer Therapie und Beratung. Dr. Wiebke Müller untersteht der Schweigepflicht und klärt mit den Anrufenden, welche weiteren Schritte eingeleitet werden können, wenn diese es wünschen.
Vertrauenstelefon der Landeskirche
Kostenlos und anonym
Telefonzeiten
Mittwoch von 12:00 bis 13:00 Uhr
Donnerstag von 17:00 bis 18:00 Uhr
Zentrale Anlaufstelle.help
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine unabhängige und zentrale Anlaufstelle eingerichtet, um es Betroffenen zu erleichtern, einen Ansprechpartner zu finden, insbesondere auch für diejenigen, die sich nicht in den Landeskirchen melden wollen, in denen ihnen dieses Leid zugefügt worden ist.
Das Unterstützungsangebot der Zentralen Anlaufstelle.help wird von der unabhängigen Fachberatungsstelle bei sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt des Vereins Pfiffigunde Heilbronn e.V. durchgeführt.
Zentrale Anlaufstelle.help
Kostenlos und anonym
Terminvereinbarung für telefonische Beratung
Montag von 16:30 bis 17:30 Uhr
Dienstag bis Donnerstag von 10:00 bis 12:00 Uhr
Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch
Hilfe und Beratung für Betroffene, für Fachkräfte, für besorgte Menschen aus dem sozialen Umfeld, für Kinder und Jugendliche bietet auch das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch der Initiative N.I.N.A. e.V. Dahinter verbirgt sich ein Team aus psychologisch und pädagogisch ausgebildeten Fachkräften. Das Gespräch bleibt vertraulich. Der Anruf ist kostenfrei. Im Gespräch haben Sie Zeit und Ruhe, alle Fragen gemeinsam mit den Fachkräften zu sortieren und zu überlegen, was Sie tun können. Sie bekommen eine erste fachliche Einschätzung sowie konkrete Hinweise zum möglichen weiteren Vorgehen. Wenn Sie einverstanden sind, bekommen Sie passende Ansprechpartner*innen und Unterstützungsmöglichkeiten in Ihrer Nähe genannt.
Anders als die beiden ersten Angebote ist N.I.N.A. e.V ein Angebot das vollkommen außerhalb der Kirche steht und von der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) unterstützt wird.
Schriftliche Beratung
www.hilfe-telefon-missbrauch.online
Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch
Kostenlos und anonym
Telefonzeiten
Montag, Mittwoch und Freitag von 09:00 bis 14:00 Uhr
Dienstag und Donnerstag von 15:00 bis 20:00 Uhr
Schutzkonzept der Evangelischen Johannesgemeinde Ettlingen
Die Evangelische Johannesgemeinde Ettlingen steht in der Tradition der Evangelischen Landeskirche in Baden, die bereits seit 2013 verbindliche Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt entwickelt und eingeführt hat. Erschüttert von Berichten betroffener Menschen und getragen von der Verpflichtung zum Schutz der Würde jedes Einzelnen, entstand ein umfassender Maßnahmenplan, der seither fortlaufend weiterentwickelt wird.
Die foruM-Studie aus dem Jahr 2024 hat das Ausmaß des Leids, das Menschen auch im kirchlichen Raum erfahren mussten, noch einmal schonungslos offengelegt und uns neu ins Gewissen gerufen. Auch wir nehmen diese Verantwortung zutiefst ernst. Mit Trauer und Bestürzung blicken wir auf das, was Menschen angetan wurde – in Räumen, die Orte des Vertrauens und der Geborgenheit hätten sein sollen.
Als seelsorgerliche und diakonische Gemeinde wollen wir gemeinsam eine Kultur der Achtsamkeit, des Schutzes und der Verantwortung leben. Dieses Schutzkonzept ist Ausdruck unseres festen Willens, Missbrauch entschieden entgegenzutreten und sichere Räume für alle Menschen in unserer Gemeinde zu gestalten.
Im Folgenden stellen wir die fünf zentralen Handlungsfelder unseres institutionellen Schutzkonzepts vor, wie es auf Grundlage der Vorgaben der Evangelischen Landeskirche in Baden entwickelt wurde. Diese Bereiche bilden die Grundlage unseres präventiven und seelsorgerlichen Engagements.
1. Unser Anliegen Die Evangelische Johannesgemeinde sieht es als ihre christliche Pflicht, einen geschützten Raum für alle Menschen zu schaffen. Besonders Kinder, Jugendliche sowie schutz- und hilfebedürftige Erwachsene sollen in unserer Gemeinde sicher sein und sich frei entfalten können. Sexualisierte Gewalt oder jegliche Form von Grenzüberschreitungen widersprechen unserem Auftrag und werden nicht toleriert.
2. Theologische Grundlage und Leitbild Unsere Arbeit basiert auf dem christlichen Menschenbild, das jeden Einzelnen als Geschöpf Gottes mit einer unverletzlichen Würde sieht. Die Bibel fordert uns auf, uns insbesondere für die Schwachen und Schutzbedürftigen einzusetzen. Unser Leitbild betont eine Kultur der Achtsamkeit, der Offenheit und der gegenseitigen Verantwortung.
3. Sensibilisierung und Prävention Um Übergriffe zu verhindern, führen wir regelmäßig verpflichtende "Alle Achtung"-Schulungen für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden durch. Diese Schulungen vermitteln Wissen über sexualisierte Gewalt, Prävention und Handlungsstrategien. Ein klar definierter Verhaltenskodex regelt den respektvollen und professionellen Umgang miteinander. Alle Mitarbeitenden in der Kinder- und Jugendarbeit müssen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
4. Beschwerdemöglichkeiten und Anlaufstellen Betroffene und deren Bezugspersonen können sich jederzeit an unsere Ansprechpersonen wenden. Beschwerden und Verdachtsfälle werden ernst genommen und vertraulich behandelt. Neben internen Anlaufstellen wie dem Pfarramt und der Gemeindeleitung stehen auch externe Fachberatungsstellen und kirchliche Meldestellen zur Verfügung. Die Kontaktdaten dieser Stellen sind auf unserer Website, im Gemeindebrief und an gut sichtbaren Orten in der Gemeinde ausgeschildert.
5. Handlungsplan bei Verdacht oder Vorfällen Im Falle eines Verdachts auf sexualisierte Gewalt greifen festgelegte Interventionsschritte. Diese beinhalten:
- Sofortige Gewährleistung des Schutzes von Betroffenen,
- Dokumentation der Verdachtsmomente,
- Einschaltung von Fachberatungsstellen oder der zuständigen kirchlichen Stellen,
- Falls notwendig, Benachrichtigung der Polizei oder des Jugendamtes. Alle Schritte erfolgen in enger Absprache mit den zuständigen Institutionen und in Rücksicht auf die Betroffenen.
6. Partizipation und Qualitätsmanagement Das Schutzkonzept wird kontinuierlich evaluiert und an aktuelle Herausforderungen angepasst. Schulungen und Gespräche mit Gemeindemitgliedern stellen sicher, dass Präventionsmaßnahmen nachhaltig verankert bleiben. Der Kirchengemeinderat nimmt dabei eine leitende Rolle ein und sorgt für regelmäßige Überprüfung der Präventionsarbeit.
7. Veröffentlichung und Transparenz Wir machen unser Schutzkonzept, den Verhaltenskodex sowie die Beratungs- und Beschwerdewege für alle Gemeindemitglieder transparent. Dies geschieht durch:
- Veröffentlichung auf unserer Homepage,
- Aushänge in Gemeinderäumen,
- Informationsveranstaltungen und Predigten,
- Hinweise im Gemeindebrief.
8. Kontakt und Ansprechpersonen Evangelische Johannesgemeinde Ettlingen
Albstraße 41, 76275 Ettlingen
Telefon: 07243-12275
Mail: johannespfarrei@t-online.de
Wir stehen als Gemeinde gemeinsam für den Schutz der uns anvertrauten Menschen ein und setzen uns aktiv für eine sichere, würdevolle und wertschätzende Gemeinschaft ein.
Weiterführende Informationen Das vollständige Schutzkonzept mit detaillierten Maßnahmen und Ansprechpartnern finden Sie hier:
Das komplette Schutzkonzept der Johannesgemeinde Ettlingen