Arbeit mit Geflüchteten
Erste Asylbewerber
Seit 2012 engagiert sich die Johannesgemeinde in der Arbeit mit Geflüchteten. Als im Februar 2012 etliche neue Asylbewerber in die Unterkunft in der Pforzheimer Straße eingezogen sind, bildete sich sehr schnell und spontan ein Unterstützerkreis, der die Fremden bei uns in Ettlingen willkommen heißen und eine „Kultur der Gastfreundschaft“ leben wollte. Zu einem ersten Begrüßungsabend im Caspar-Hedio-Haus waren neben ca. 30 Flüchtlingen fast ebenso viele Ehrenamtliche erschienen, die sich einbringen wollten – viele aus der Johannesgemeinde, aber auch Menschen aus dem Verein „Freunde für Fremde“, aus dem „Arbeitskreis Miteinander leben“ und sonstige Interessierte aus allen Konfessionen. Viele der Flüchtlinge kommen aus dem Iran und Irak, oder aus Ägypten, Pakistan, Afghanistan und Indien. Für sie werden Deutschkurse durch Ehrenamtliche angeboten. Aber sie werden auch rechtlich beraten oder zum Arzt begleitet, wenn sie krank sind.
Kultur der Gastfreundschaft in Ettlingen
Die Unterstützungsgruppe hat sich inzwischen als „Arbeitskreis Asyl in Ettlingen“ formiert und ist zu einem großen offenen bürgerschaftlichen Netzwerk gewachsen, in dem ca. 400 Ehrenamtliche mitwirken. Es findet ein enger Kontakt und Austausch mit den in Ettlingen beheimateten Institutionen statt, wie bspw. der katholischen Seelsorgeeinheit, der Luther- und Paulusgemeinde und der freien evangelischen Gemeinde. Es ist schön, dass diese Kultur der Gastfreundschaft“ hier in Ettlingen in einer solchen ökumenischen Weite geschieht und von vielen Institutionen in unserer Stadt mitgetragen wird – nicht zuletzt auch vom Landratsamt, von den Bürgermeistern, der Verwaltung und dem Gemeinderat.
Die Johannesgemeinde verändert sich
In der Johannesgemeinde Ettlingen haben seit 2012 etliche Flüchtlinge aus dem Iran eine neue Heimat gefunden. Als Gemeinde versuchen wir immer wieder neue Anknüpfungspunkte zu schaffen, die es den Geflüchteten ermöglichen, in der Gemeinde und in Deutschland anzukommen. Wir wollen, dass sie sich mit ihren Gaben und Fähigkeiten in der Gemeinde einbringen und mit ihren geistlichen Schätzen unsere Gemeinde bereichern. Die Begegnungen und das Ausprobieren sind spannend und wir erleben es, trotz aller Schwierigkeiten, als absoluten Gewinn für unsere Gemeinde.
Bereitstellung von Wohnraum
Die Kirchengemeinde besitzt wenige Meter von der Johanneskirche entfernt ein Wohnhaus, welches seit 2016 an die Stadt als Anschlussunterbringung vermietet worden ist. In regelmäßigen Abständen finden gemeinsam mit dem direkt angrenzenden Kindergarten, Nachbarn, Vetreterinnen und Vertretern des Landratsamtes und Gemeindegliedern Begegnungsfeste statt. Diese Beziehungsarbeit und das Eröffnen von Räumen direkten Kennenlernens und des Austausches sind für uns als Akteur im Sozialraum enorm wichtig.
Taufkurse
Für diejenigen (zumeist) Iraner, die Christen werden wollen oder schon in ihrem Land in einer Untergrundkirche gelebt haben, wird ein Taufkurs angeboten, den Pfr. Klein durchführt. Jeder Taufbewerber muss etwa ein Jahr lang diesen Taufunterricht und die Gottesdienste in der Johanneskirche besuchen, bevor er oder sie zur Taufe zugelassen werden kann. Inzwischen wurden in unserer Kirche bereits über 40 Iraner getauft, was jedes Mal ein sehr bewegendes Ereignis war.
Mitwirken im Gottesdienst
Uns liegt sehr daran, dass unsere Brüder und Schwestern eine geistliche Heimat in der Johannesgemeinde finden. Daher verändern sich unsere Gottesdienste – nicht auf einmal und auch nicht grundlegend, aber in wichtigen Teilen. Es gibt inzwischen regelmäßig Lesungen und Gebetsteile auf Persisch, manchmal auch auf Englisch oder Französisch, damit auch Migranten verstehen und mitbeten können. Sie sagen: das Gebet in der Muttersprache ist für sie eine große Quelle der Kraft. Ab und zu werden Lieder in anderen Sprachen gesungen – dadurch erhalten auch neue (orientalische) Klänge Raum in unserer Kirchenmusik. Wenn wir Abendmahl im Kreis rund um den Altar mit dem darüber hängenden Kreuz feiern, dann wird auch für die Geflüchteten der Vers aus Epheser 2,19 spürbar:
Ihr seid nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
Die Bibel mit anderen Augen sehen
Seit etliche Iraner in unserem Gottesdienst und an verschiedenen Gemeindeveranstaltungen teilnehmen, verstehen wir biblische Texte und vertraute theologische Aussagen oft noch einmal ganz neu – vor dem muslimischen Hintergrund der Konvertiten. Manches erschließt sich in noch nie bedachter Weise.